Du warst seit Tagen auf Melanor unterwegs, einer der großen Inseln im Königreich Londaria. Nach langen Wegen durch Wälder und Küstenpfade erreichst du eines Abends das Dorf Kronenhall. Rauch steigt aus den Schornsteinen, in der Taverne lodert ein Feuer, das dich willkommen heißt. Man weist dir eine Hütte zum Schlafen zu, und am nächsten Tag schlenderst du durch das Dorf, triffst alte Freunde, hörst vertraute Stimmen.

Am späten Nachmittag sitzt ihr in geselliger Runde beim Essen, als ein Mann in grauer Kutte das Wort ergreift. Seine Stimme klingt wie ein fernes Echo vergangener Jahrhunderte:

„Seit den ältesten Tagen wird erzählt, dass in der Tiefe eines vergessenen Grabes ein Schatten ruht. Leise wie ein Flüstern erhebt er sich in der Nacht, bis die Erde selbst erbebt. Dort, wo die Krone blutet und der Dämon seinen Ruf erhebt, beginnt die Verdammnis ihren Weg.

Die Alten sagten immer: Wenn Mitternacht die Flamme frisst und der Wind über tote Felder streicht, dann wird sie emporsteigen – aus Blut und Stein, die Königin im roten Schein.

Und wenn ihre Krone brennt wie Glut, dann erheben sich die Heere der Finsternis. Aus Gräbern marschiert das schwarze Heer, Trommeln klingen kalt und schwer. Kein Schwert, kein Schild, keine Mauer hält stand. Ihre Magie zerbricht das letzte Glück. Der Tag, an dem sie schreitet, wird der Tag sein, an dem das Herz Londarias zerbricht. Ihr Schatten verschlingt die Sonne, und die Welt versinkt in Nacht und Blut.

Doch die Legende spricht auch von Hoffnung. Denn wenn die Königin erwacht, dann werden Sterbliche den Mut finden, aufzustehen, wo alle anderen fallen. Sie werden sich dem Sturm entgegenstellen, der über Londaria hinwegfegt. Und so endet die alte Warnung mit diesen Worten:

Kaum sind die Worte verklungen, da zerreißt ein Krachen die Stille. Der Boden bebt, die Schüsseln auf den Tischen klirren, und draußen bricht Panik aus. Ein unheilvolles Grollen hallt durch das Dorf, gefolgt von einem Laut, der euch das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Ihr stürzt hinaus. Rauch steigt über den Hügeln auf, irgendwo in der Ferne flackert rotes Licht am Horizont. Niemand weiß, was dort geschehen ist. Manche schwören, ein Lachen gehört zu haben, andere sprechen von Stimmen im Wind.

Doch eines ist klar: Etwas Schreckliches ist geschehen.